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Der erste Offshore-Hafen der Welt

Um kostengünstige Düngemittel an Landwirte in ganz Indien liefern zu können, umging Cargill teure Häfen mit einer schwimmenden Plattform, an der große Schiffe ihre Fracht entladen konnten.

January 01, 2015

Im größten Verwaltungsbezirk Indiens, Kutch, wechseln sich Perioden intensiver Regenfälle mit längeren Trockenperioden ab und destabilisieren damit den Markt für landwirtschaftliche Produkte. Um die Kleinbauern in Kutch während der Trockenperioden zu unterstützen, begann Cargill Ende der 1990er Jahre mit dem Import großer Mengen an Düngemittel aus Tampa, Florida.

Im Jahr 1998 hatte sich das Unternehmen für einen Hafen in Rozy in der Provinz Jamnagar als idealen Entladehafen für das wachsende Düngemittelgeschäft entschieden. Aber der Hafen war nicht tief genug, um Panamax-Schiffe aufzunehmen. Diese großen Frachtschiffe sind speziell dafür gebaut, den außergewöhnlich breiten und tiefen Panamakanal zu durchfahren.

Es gab zwar andere Tiefwasserhäfen in Indien, aber die Verzögerungen bei der Entladung waren enorm und die veraltete Infrastruktur machte den Import großer Mengen unmöglich.

Cargill wollte jedoch bei Rozy bleiben und beschloss daher, eine individuelle Lösung für diese Herausforderung zu finden. Das Unternehmen entwickelte eine intelligente Hafenstruktur, die im tieferen Wasser schwimmen und an der die großen Schiffe anlegen konnten. Die als Rozy Pioneer bezeichnete massive Plattform von Cargill wurde im Jahr 1998 fertiggestellt und verfügte über integrierte Krane, die mehr als 55.000 Tonnen trockenes Schüttgut entladen konnten, während gleichzeitig Fracht für den Export verladen wurde. Auf der etwa acht Kilometer vor der Küste schwimmenden Plattform konnte die Fracht von den großen Schiffen auf kleinere Kähne verladen und zur Weiterverteilung ans Ufer transportiert werden.

Rozy Pioneer führte eine wirksame Methode ein, um Landwirten in ganz Indien hochwertige Düngemittel zur Verfügung zu stellen. Die Plattform konnte überall schwimmend verankert werden und insgesamt 800.000 Tonnen trockenes Schüttgut pro Jahr verladen. Im Vergleich zur Technik des Ausbaggerns, bei der herkömmliche Häfen vertieft werden, indem der Boden von einer Maschine ausgebaggert wird, erwies sich der schwimmende Hafen als kostengünstige Alternative. Er ist auch extrem effizient, da er 70 % weniger Energie benötigt als Entladeanlagen, die in Küstenhäfen eingesetzt werden.

Angesichts des Erfolgs des schwimmenden Hafens wurden bald überall auf der Welt weitere Plattformen gebaut. Im Jahr 2008 errichtete Cargill einen zweiten schwimmenden Hafen in Chioggia, südlich von Venedig, um die Landwirte im ländlichen Raum Italiens mit Rohstoffen zu versorgen.

Rozy Port Floating Barge Inpage Der Erfolg des Rozy Pioneer inspiriert den Bau eines zweiten schwimmenden Hafens vor der Küste Italiens, mit dem der Importprozess für die ländlichen Regionen Italiens vereinfacht wird.